Elfstedentocht vorbei an Brunnen von weltberühmten Künstlern
Elf einzigartige Brunnen, Objekte von Künstlern aus aller Welt, wurden in den Jahren 2018 und 2019 in den friesischen Elfstedten errichtet. Das millionenschwere Projekt war ein Hauptbestandteil der Kulturhauptstadt Europas 2018 Leeuwarden-Friesland. Es wurde von der in Amsterdam ansässigen Kunstkritikerin und Organisatorin von Kunstausstellungen Anna Tilroe durchgeführt.
Die meisten Springbrunnen versprühen Wasser, einige wenige verbreiten Nebel (Leeuwarden und Franeker) oder bilden Eis (Dokkum). Sie befinden sich an prominenten Standorten, meist im oder in der Nähe des Stadtzentrums. Die Springbrunnen werden jedes Jahr am 22. März, dem Weltwassertag, in Betrieb genommen.
Berühmte internationale Künstler Die Gestalter sind international bekannt. Um ein Kunstwerk zu schaffen, das dem Charakter der Stadt entspricht, wurden die Künstler angewiesen, sich mit der Geschichte der Elf-Städte-Stadt zu befassen, den vorgesehenen Standort zu berücksichtigen und die örtliche Bevölkerung kennen zu lernen. Dies sorgte für viel Aufregung, so dass der Eisbrunnen von Dokkum nicht Anfang 2018, sondern erst im Frühjahr 2019 fertiggestellt werden konnte. Die Kommentare zu den realisierten und sehr teuren Kunstwerken sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von „hoher Kunst“ bis „Kitsch und Jahrmarkt auf dem Niveau von Vergnügungsparks wie Efteling“.
Springbrunnen 1. Leeuwarden (auf Friesisch ‚Ljouwert‘): ‚Love‘ von Jaume Plensa ‚Love‘ besteht aus zwei 7 Meter hohen, weißen Skulpturen eines Jungen und eines Mädchens. Ihre Gesichter sind einander zugewandt, aber ihre Augen sind geschlossen. Ihr Gesichtsausdruck ist heiter. Um sie herum hängt eine 2 m hohe Nebelwolke, in der man umherwandern kann. „Sie träumen“, sagt Plensa. „Für Kinder ist die Zukunft ein Traum voller Verheißungen.“ Die Inspiration für den Nebelbrunnen bekam der spanische Künstler, als er frühmorgens den Nebel über den friesischen Feldern sah. „In Friesland“, sagt er, “kommt das Wasser aus dem Boden.“
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Jugend in der Stadt und der Nebel über den Feldern Material: Harz mit Marmorstaub Größe: 7 m hoch, 3 m Umfang Standort: Gegenüber dem zentralen Bahnhof und Busbahnhof von Leeuwarden, in der Nähe der Achemeatoren. Adresse für das Navigationssystem: Stationsplein 1, Leeuwarden.
Der Designer: Jaume Plensa (Spanien, 1955) lebt in Barcelona.
Jaume Plensa ist weltweit berühmt für seine meterhohen Skulpturen, die meist Frauenköpfe darstellen. Sie haben die Augen geschlossen und bieten einen fast meditativen Anblick. Die typische Atmosphäre der Kontemplation und Besinnung kam in Plensas viel gelobter Ausstellung in der Basilica di San Giorgio Maggiore während der Biennale in Venedig 2105 wunderbar zum Ausdruck. Ein absolutes Highlight seines umfangreichen Oeuvres ist der Crown Fountain im Millennium Park in Chicago, auf dem die Gesichter von Hunderten von Einwohnern erscheinen. Plensa hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter die Medaille de Chevalier des Arts et Lettres, den Velázquez-Preis für die Künste im Jahr 2013 und 2017 den Zehn-Jahres-Preis für den Crown Fountain für herausragende Leistungen in der Architektur. Seine Skulpturen befinden sich in öffentlichen Räumen und Museen auf der ganzen Welt, sind aber nur selten in den Niederlanden zu sehen.
Mehr Informationen: www.jaumeplensa.com
www.jaumeplensa.com
Brunnen 2: Sneek (auf Friesisch: „Snits“): Der Brunnen der Fortuna von Stephan Balkenhol Auf einer goldenen Kugel in der Mitte des Wassers steht ein Mann, der ein Füllhorn hält. Die Skulptur verweist auf Fortuna, die Göttin des Glücks und Schutzherrin von Städten, Familien und Völkern. Das überquellende Horn symbolisiert den materiellen Wohlstand der glücklichen Person, die damit in Berührung kommt. Die goldene Kugel dreht sich jedoch ständig um ihre Achse, so dass das Wasser, wie der Zufluss des Glücks, zu einer unberechenbaren, wilden Kraft wird. Der Reichtum, der sich über uns ergießt, kann uns genauso schnell wieder vom Schicksal genommen werden. Schauen Sie sich nur die Geschichte von Sneek an.
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Die Zeiten des großen Wohlstands und des Niedergangs in Sneek Material: Bronze, Beschichtung Größe: Über 3 m hoch Standort: Im Wasser des Hoogend, in der Nähe der Sneker Schleuse. Adresse für die Schifffahrt: Hoogend 1, Sneek.
Designer: Stephan Balkenhol, (Deutschland, 1957) lebt in Deutschland und Frankreich
Stephan Balkenhol gelang in den 1980er Jahren der internationale Durchbruch mit aus Holz geschnitzten menschlichen Figuren, was damals sehr ungewöhnlich war. Auch wenn die Skulpturen später in Bronze gegossen werden, zeigen sie immer noch deutliche Spuren von Hammer und Meißel, mit denen der Künstler die Figuren aus einem Baumstumpf herausgearbeitet hat. Mimik und Kleidung der Figuren sind neutral, so dass sich der Betrachter seine eigene Geschichte aus ihnen machen kann. Aber die leichte Ironie, mit der Balkenhol die menschliche Spezies betrachtet, wird nur wenigen entgehen. Das schlägt sich auch in seinen Arbeiten im öffentlichen Raum nieder, in denen er oft die Geschichte einer Stadt oder eines Ortes mit einbezieht. Ein vieldiskutiertes Werk ist die Skulptur eines Mannes in der Themse. Viele dachten, jemand würde ertrinken. Balkenhols Skulpturen finden sich in vielen Städten weltweit sowie in zahlreichen großen Museen und Galerien. Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Bildhauer.
Mehr Informationen: www.stephenfriedman.com und www.akinci.nl
Brunnen 3: IJlst (friesisch: „Drylts“): Unsterbliche Blumen – Rikka Shinji Ohmaki Wie die Natur bildet auch die Kultur Schicht um Schicht. Beide beruhen auf einer großen Unterlage, die nicht verschwindet, sondern auf der neue Generationen immer wieder aufbauen. Genau so ist auch die Stadt IJlst entstanden. Die alten, größtenteils wilden Pflanzen sind Zeichen dieser unsichtbaren Schicht und der Rolle, die der Mensch bei ihrer Entwicklung spielt. Der Brunnen ‚Unsterbliche Blumen – Rikka‘ verbindet blühende Statuenpflanzen als Element der friesischen Natur mit einer alten Form der japanischen Blumenkunst, Ikebana. Er symbolisiert die ewige Verbindung zwischen Mensch, Kultur und Natur.
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Die Entstehung der Stadt aus den Ylostins und friesischen Stinzenpflanzen Material: Edelstahl, Terrazzobeton, Autolack, Beschichtung Maße: Vase 1,50 m hoch, 6 m Durchmesser; Strauß 4 m hoch Standort: Ein speziell angelegter Park am Dassenboarch, in der Nähe des Sägewerks De Rat. Adresse für das Navigationssystem: Sneekerpad, IJlst.
Designer: Shinji Ohmaki, (Japan, 1971) lebt in Tokio
Die gesamte Arbeit von Shinji Ohmaki beruht auf der Erforschung dessen, was einmal war, aber aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden ist. Alte Handwerke, verlorene Traditionen, verschwundene Blumensorten: Für ihn sind sie nicht verschwunden, sondern unter dem Staub der Zeit begraben. Kultur“, sagt er, “bildet wie die Natur Schicht um Schicht. Beide beruhen auf einer großen Unterlage, die nicht verschwindet, sondern auf der neue Generationen immer wieder aufbauen. Es ist seine Aufgabe als Künstler, sie in Schönheit wieder aufleben zu lassen. So überzog er Wände und Boden eines großen Saals mit antiken, mit buntem Pigment ausgeführten Blumenmotiven, die ebenfalls nach und nach unter den Schritten der Besucher verschwanden. Ohmaki ist vor allem in Asien bekannt, erregt aber inzwischen auch international Aufmerksamkeit. Im Jahr 2016 wurde eine große Skulptur von ihm auf der Gartenterrasse Kiocho in Tokio enthüllt. Er hat mehrere bedeutende Preise gewonnen.
Weitere Informationen: www.shinjiohmaki.net
Brunnen 4: Sloten (auf Friesisch ‚Sleat‘): Kiebitz von Lucy & Jorge Orta „Kiebitz“ zeigt ein Mädchen, das auf den Schultern eines Mannes steht. Sie hält einen Vogel in ihrer Hand. Unter den Füßen des Mannes bildet ein unordentlicher Haufen von Eimern, Kanistern und Waschbecken den Sockel des Brunnens. Diese universellen Gefäße, in die das Wasser reichlich hinein- und herausfließt, zeigen, dass unsere Gesellschaft reichlich Zugang zu etwas hat, was anderswo auf der Welt gar nicht so selbstverständlich ist: Wasser – die Quelle allen Lebens. Der Vogel, der das Mädchen umarmt, ist ein Kiebitz, eine Vogelart, die in Friesland durch intensive Landwirtschaft und Viehzucht bedroht ist.
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Der Kiebitz als bedrohte Vogelart, Wasser als Quelle des Lebens Material: Bronze, Beschichtung Größe: 5 m hoch Standort: An der G.G. van der Walplein am Eingang zu Sloten, der kleinsten Stadt der Welt. Adresse für die Navigation: Koestraat 1, Sloten.
Die Designer: Lucy & Jorge Orta, (Großbritannien, 1966; Argentinien, 1953) leben in Paris
Die Skulpturen, Installationen, Stickereien und architektonischen Konstruktionen des vielseitigen Künstlerpaares sind ganz den Themen Ernährung, Wasser und Umwelt gewidmet. Aber auch Einwanderung und Flüchtlingspolitik sind Themen. Dabei suchen sie ausdrücklich unsere Beteiligung. Bei The Meal zum Beispiel, einem Langzeitprojekt, das in vielen Städten der Welt stattfindet, sitzen Hunderte von Menschen an langen, festlich gedeckten Tischen, die sich jedes Mal um eines der Themen der Künstler drehen, wie Brot oder Trinkwasser. Diese Themen spiegeln sich auch in der von den Künstlern entworfenen Dekoration der Tische wider. Für ihre intensiven Forschungsprojekte in der Antarktis und am Amazonas arbeiten die Ortas eng mit Wissenschaftlern, Nichtregierungsorganisationen und der lokalen Bevölkerung zusammen. Die Exkursionen führen zu interessanten thematischen Ausstellungen. Lucy & Jorge Orta erhielten mehrere Auszeichnungen, darunter 2007 den ‚Green Leaf Award‘ für künstlerische Leistungen mit einer Umweltbotschaft vom Nobel Peace Center in Oslo.
Weitere Informationen: www.studio-orta.com Studio Orta auf Facebook Lucy + Jorge Orta auf Instagram Studio Orta auf Twitter
Brunnen 5: Stavoren (auf Friesisch ‚Starum‘): Der Fisch für Stavoren Mark Dion Das Meer gibt, das Meer nimmt. Stavoren, einst eine reiche Hansestadt, kann davon erzählen. Überschwemmungen, Seehandelskriege, ein verschlammter Hafen: Mehr als einmal verfiel die Stadt in Armut. Doch jedes Mal lebte sie wieder auf und Seefahrt und Fischerei brachten neuen Wohlstand. Volksmärchen wie „Die Dame von Stavoren“ erzählen von diesem unbeständigen Schicksal. Der Fisch für Stavoren“ fügt eine neue Geschichte hinzu, mit einer Anspielung auf einen symbolischen Druck von Pieter Bruegel dem Älteren: “Wie große Fische kleine fressen! Wir sehen, wie das riesige offene Maul eines mächtigen Fisches uns an seinen wasserspritzenden Lippen vorbeilockt. Wer entkommt dem Tanz in Stavoren?
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Die Fischereigeschichte von Stavoren und ein Druck von Pieter Bruegel dem Älteren Material: Harz, PU-Schaum, Stahl Maße: Fisch: 3,26 m hoch, 6 m breit, 8,40 m lang Standort: Der Platz am Stationsweg Adresse für das Navigationssystem: Stationsweg 1, Stavoren.
Designer: Mark Dion, (Vereinigte Staaten, 1961) lebt in New York
Mark Dions facettenreiches Werk ist eine einzige große Untersuchung darüber, wie offizielle Institutionen unser Verständnis von Geschichte, Wissenschaft und Natur formen und bestimmen. Dazu taucht Dion tief in die Geschichte eines Themas oder eines Ortes ein und fördert wie ein Archäologe alle möglichen verborgenen Aspekte zutage, die er auf seine eigene Weise ordnet und arrangiert, oft in „Wunderkammer“-ähnlichen Installationen. Dies führt oft zu überraschenden neuen Erkenntnissen. Dions Arbeiten sind humorvoll, aber auch scharfkantig, besonders wenn es um unseren Umgang mit der Tierwelt geht. So hat er 2016 in seinen Installationen für das Drents Museum die Jagd humorvoll, aber bestimmt auf die Schippe genommen. Dion kann auf zahlreiche internationale Projekte und Ausstellungen verweisen, und große Museen wie das MoMa in New York und die Tate Gallery in London sind im Besitz seiner Werke.
Mehr Informationen: www.tanyabonakdargallery.com
Brunnen 6: Hindeloopen (auf Friesisch ‚Hylpen‘): Flora & Fauna Shen Yuan Inspiration für den Hindeloopen-Brunnen ist der Baum des Lebens im Stadtwappen mit dem ihn umgebenden Reh und der Hirschkuh. Der Baum symbolisiert die Lebensenergie, steht aber auch für Weisheit. Der Hirsch und das Reh ernähren sich von ihm. Jetzt sitzen wunderschöne exotische Vögel in dem Baum. Wenn man sich auf das große, hölzerne Geweih setzt, das den Baum umgibt, kann man sehen, wie sie miteinander „sprechen“ und Wasser spucken.
Das Kunstwerk: Inspirationsquelle: Das alte Stadtwappen von Hindeloopen Material: Kupfer, Stahl, Accoya-Holz, Stein Größe: Baum: 3,60 m hoch, 2,50 m breit; Geweih: 7,50 m lang, 2,10 m hoch Standort: Das Feld beim Nieuweweg Adresse für das Navigationssystem: Nieuweweg 1, Hindeloopen.
Die Designerin: Shen Yuan (China, 1959) ist eine der wenigen chinesischen Künstlerinnen, die in der internationalen Kunstwelt Fuß gefasst haben. In all ihren Arbeiten zeigt sie, dass sich Kulturen ständig gegenseitig beeinflussen, aber auch, dass man dabei seine eigene Herkunft nicht verleugnen muss. Unweigerlich sieht man Spuren traditioneller chinesischer Kunst in Kombination mit beeindruckender Handwerkskunst. All dies fügt sich nahtlos in Hindeloopens eigene und doch offene Kultur ein.
Mehr Informationen: www.kamelmennour.com
Springbrunnen 7. Workum (auf Friesisch ‚Warkum‘): Die wilden Löwen von Workum von Cornelia Parker Seit Jahrhunderten wird das Wappen der Stadt Workum von zwei Löwen getragen. Sie sehen naiv aus und ihre theatralische Pose reizt uns zum Lachen. Doch als Workums Brunnen, fest auf dem Boden stehend und überlebensgroß, sind sie keine Nebenfiguren mehr, sondern Hauptdarsteller. In einigem Abstand spritzen sie sich nun gegenseitig mit Wasser an wie wild kämpfende Katzen. Seht euch Workum an“, scheinen sie uns zuzurufen. Denn ohne das Wappen gibt der leere Raum zwischen ihnen plötzlich den Blick auf die lebendige Realität der Stadt frei.
Das Kunstwerk: Inspirationsquelle: Die 2 Löwen, die das Stadtwappen auf der Waag tragen Material: Dauerhaftes Accoya-Holz, Farbe, Blattgold Maße: Höhe 3,50 m Standort: Auf der Grünfläche in der Nähe des neuen Jachthafens. Adresse für die Schifffahrt: Súd 1, Workum.
Designerin: Cornelia Parker (Vereinigtes Königreich, 1956) lebt in London
Das Aufblasen, Verdoppeln, Dehnen oder Zertrümmern von Alltagsgegenständen und allzu bekannten Bildern aus Kunst und Kultur ist für Parker eine Art Befreiungsschlag. Denn mit den so entstandenen großformatigen Skulpturen oder Installationen bekommt das Alte und Vertraute eine neue Bedeutung. Mit einem Hauch von britischem Humor, den sie dabei einbringt. Was mich interessiert, sagt sie, sind die verborgenen Potenziale von Skulpturen, Objekten und Materialien. Parker genießt die Zusammenarbeit mit anderen. An der bestickten Version der „Magna Carta“, der 800 Jahre alten Charta für Freiheit und Gerechtigkeit, waren sowohl unbekannte Personen als auch Prominente beteiligt. Parker wurde 2010 zum Officer of the Order of the British Empire ernannt und war 2017 die erste Künstlerin, die zum Election Artist gewählt wurde – eine besondere Ehre im Rahmen der britischen Wahlen.
Mehr Informationen: www.frithstreetgallery.com
Fontein 8. Bolsward (auf Friesisch: ‚Boalsert‘): Die Fledermaus von Johan Creten Fledermäuse sind faszinierende, nützliche Tiere, die mit ihrer Jagd auf Insekten eine wichtige Rolle im ökologischen System spielen. In der asiatischen Kultur symbolisiert die Fledermaus Reichtum, Glück und einen gesegneten Lebensabend. Bei uns symbolisiert sie sowohl dunkle Mächte als auch eine positive, rettende Kraft, man denke nur an Batman oder an die Fassaden großer Kathedralen, wo sie in Form von Wasserspeiern Dämonen fernhält. Das passt wunderbar zu der abgebrannten Broerek-Kirche. Die Treppe auf der Rückseite lädt den Besucher dazu ein, die Fledermaus symbolisch zu überwinden. Und … sich selbst zu überwinden.
Das Kunstwerk: Inspirationsquelle: Die Fassade der abgebrannten Broerekerk Material: Bronze Maße: 2,30 m hoch, 3,80 m breit, 2,40 tief Standort: Broereplein vor der Broerekerk Adresse für das Navigationssystem: Broereplein 10, Bolsward.
Designer: Johan Creten(Belgien, 1963) lebt in Paris
Johan Creten war einer der wenigen Künstler, die in den 1980er Jahren begannen, mit Keramik zu arbeiten, und gilt heute als einer der Pioniere für die Akzeptanz der Keramikkunst. Die Themen, die er für seine glasierten Tonskulpturen und großformatigen, in vielen Farbnuancen ausgeführten Bronzeskulpturen wählt, reichen von imposanten Vögeln über furchterregende Tintenfische bis hin zu mit spitzen Rosen bedeckten Frauentorsi. Ihre reiche symbolische Aufladung ist nie eindeutig, sie oszilliert zwischen Verführung und Angst, Stärke und Verletzlichkeit, Heiligem und Dämonischem. Cretens Werke finden weltweit in bedeutenden Galerien und Museen sowie im öffentlichen Raum, etwa am Rijnkaai in Antwerpen, ihren Platz. Im Jahr 2014 wurde ihm als erstem lebenden Belgier die Ehre einer Einzelausstellung im Louvre in Paris zuteil. Das Auktionshaus Christie’s lobte ihn 2015 als „One To Watch“, aber die internationale Kunstwelt hat diese Ermahnung längst überflüssig gemacht.
Mehr Informationen: www.perrotin.com
Brunnen 9: Harlingen (auf Friesisch ‚Harns): Der Wal von Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla Es war einmal eine Zeit, da drehte sich in Harlingen alles um den Walfang. Heutzutage geht es nicht mehr darum, diese großartigen Tiere zu töten, sondern sie vor dem Tod zu bewahren. Zumal sie aus unklaren Gründen immer häufiger in flachen Gewässern stranden. Der Brunnen von Harlingen ist ein naturgetreuer Pottwal. Er liegt wie verloren in der Nähe des Zuiderpiers, aber gelegentlich verrät sein kräftiger Wasserstrahl, dass er tatsächlich lebt. Der Wal“ zeugt also von dem enormen Einfluss, den der Mensch auf alles, was im Meer lebt, hat.
Das Kunstwerk: Inspirationsquellen: Die maritime Geschichte der Stadt und der Walfang Material: Polyesterharz und EPS-Schaum mit Stahlrahmen Maße: 18 m lang, 2,5 m hoch (Maßstab 1:1) Standort: In Willemshaven in der Nähe des Zuiderpiers Adresse für das Navigationssystem: Nieuwe Willemshaven 1, Harlingen.
Entwerfer: Allora & Calzadilla (Vereinigte Staaten, 1974; Kuba, 1971) leben in San Juan, Puerto Rico
Die Skulpturen, Videos, Performances und Musikprojekte des Künstlerpaares Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla befassen sich mit dem unmittelbaren Leben oder der Geschichte eines Ortes und stellen fast immer eine Kritik an der rücksichtslosen und gewaltsamen Ausbeutung von Mensch und Natur durch das globale politisch-ökonomische System und die imperialistische Politik dar. Ihr Ziel ist es, die Machtstrukturen, die unser Leben zutiefst beeinflussen, aufzudecken und ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Dabei bedienen sie sich aller Mittel der Kunst. Häufig arbeiten sie auch mit Künstlern aus anderen Disziplinen zusammen. Werke von Allora & Calzadilla befinden sich u. a. in der Sammlung des MoMa in New York, des Centre Pompidou und der Tate Modern. Im Jahr 2011 vertraten sie die Vereinigten Staaten auf der Biennale von Venedig. Dabei hatten sie einen umgedrehten Armeepanzer vor dem US-Pavillon platziert, auf dessen Schienen ein Athlet lief.
Mehr Informationen: www.lissongallery.com
Brunnen 10. Franeker (auf Friesisch ‚Frjentsjer‘): Jean-Michel Othoniels Oortsche Wolke Der Brunnen ist eine Ode an den in Franeker geborenen weltberühmten Astronomen Jan Hendrik Oort. Seine Annahme, dass sich eine „Wolke“ aus Milliarden von kometenähnlichen Objekten um unser Sonnensystem bewegt, war ein Durchbruch in der Astronomie. Der Brunnen ist als eine Reihe von Wasserfällen gestaltet, die aus einer Schale entlang einer vertikalen Kette aus nachtfarbenen Perlen in das Becken fließen. Eine der Perlen ist silbern, wie die Farbe des Mondes, eine andere ist vergoldet, wie die Farbe der Sonne. Die Ohrwolke selbst ist ein Nebel aus feinen Tröpfchen, die aus einem goldfarbenen Netz in die Schale fallen.
Das Kunstwerk: Inspirationsquelle: die Entdeckung des Astronomen Jan Hendrik Oort Material: Perlen und Schale aus Edelstahl mit schwarzer, goldener und silberner Beschichtung; „Wolke“ aus Edelstahl mit Blattgold; Becken aus Beton Maße: 3,55 m hoch; Schale 1,50 m Durchmesser; Becken 3,80 m Durchmesser Standort: in der Nähe der Martini-Kirche auf dem Breedeplaats, in einem kleinen Park, der vom bekannten Gartenarchitekten Piet Oudolf angelegt wurde. Adresse für die Navigation: Breedeplaats 1, Franeker.
Designer: Jean-Michel Othoniel (Frankreich, 1964) lebt in Paris
Jean-Michel Othoniel wurde vor allem durch seine experimentelle Verwendung von Muranoglas bekannt, mit dem er vielfarbige, poetische Skulpturen in Form von großen „Perlen“ schafft. Sie finden ihren Weg in die großen internationalen Museen und zu Sammlern, verleihen aber auch öffentlichen Räumen an zahlreichen Orten eine neue Pracht, wie zum Beispiel dem Metro-Eingang, den er im Jahr 2000 für die Haltestelle Palais Royal – Musée du Louvre entworfen hat. Othoniel lässt sich gerne von der Geschichte oder der Architektur eines Ortes inspirieren. Les Belles Danses“ zum Beispiel, der weitläufige, goldfarbene Springbrunnen, der 2015 im Schloss von Versailles enthüllt wurde, basiert auf Tanzschritten von Ludwig XIV. Es ist das erste permanente Kunstwerk in den Gärten des Schlosses seit dem Tod des Sonnenkönigs. 2016 wurde Othoniels Neugestaltung der Kathedrale von Angoulême mit neuen Bodenmotiven und Glasfenstern enthüllt. Im selben Jahr wurde das von ihm entworfene AIDS-Denkmal am IJ-Ufer in Amsterdam aufgestellt.
Mehr Informationen: www.othoniel.fr
Brunnen 11. Dokkum (auf Friesisch ‚Dokkum‘): Das IJsfontein Birthe Leemeijer Das IJsfontein wurde von der niederländischen bildenden Künstlerin Birthe Leemeijer entworfen. Die Form des IJsfontein bezieht sich auf eine Eisskulptur, die während des legendär kalten Winters 1963 in der schmelzenden Nordsee entstand. Dokkum war in der Vergangenheit eine wichtige Hafenstadt, bis das Meer aus dem Blickfeld verschwand, und der dramatische Wendepunkt der Elfstedentocht.
Das Kunstwerk: Die Form des Kupferbrunnens ist so gestaltet, dass mit der vorhandenen Energie ein Maximum an Eis gebildet werden kann. Millionen von Jahren der Evolution in der Pflanzenwelt haben die Grundlage für diese Fibonacci-Form gelegt, die für eine optimale Beschattung sorgt. Der Brunnen ist von Bäumen umgeben, die sich im Herbst rot färben. Die Bäume erinnern an die Märtyrer von Bonifatius, der auf seiner Missionsreise in der Nähe von Dokkum getötet wurde. Der Eisbrunnen ist kein Tag wie jeder andere. In einem Moment entstehen Eisblumen, Bärte und Muster, um im nächsten wieder zu verschwinden. Das hängt vom Stand der Sonne, der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur, dem Wind und dem Niederschlag ab. Die Fontäne ist ein Spielball der natürlichen Elemente. Die Energie für den Springbrunnen wird über Solarzellen erzeugt.
Material: Kupfer, Kühlrohre, Sonnenkollektoren, Bäume Größe: ± 2 m hoch, 3 m breit Standort: Der historisch aufgeladene Markt, umgestaltet nach einem Plan von Leemeijer in Zusammenarbeit mit Stadtplanern und einer lokalen Gruppe von Sondierern. Adresse für das Navigationssystem: Markt 15, Dokkum.
Die Designerin: Birthe Leemeijer (Niederlande, 1972) lebt in Haarlem
Für Birthe Leemeijer ist die Arbeit im offenen Raum die ideale Voraussetzung, um die Bedeutung der Kunst und ihren Platz in der Welt zu entdecken. Das Kunstwerk ist vielen verschiedenen Perspektiven und Einflüssen ausgesetzt, die an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus spielt die Präsenz der Natur und der Wert, den wir ihr beimessen, eine wesentliche Rolle in ihrem Werk. Sie will die Natur vor allem körperlich und sinnlich erfahrbar machen. Ihr gesamtes Werk zielt darauf ab, uns dazu zu verleiten. Aber sie ist nicht unverbindlich, denn sie weist beiläufig darauf hin, dass Natur und Landschaft durch kulturelle, wirtschaftliche und politische Eingriffe und Umstände drastische Veränderungen erfahren, mit unabsehbaren Folgen. Bei ihren Recherchen dazu bezieht sie oft Wissenschaftler und lokale Gruppen ein. Zu ihren wichtigsten Arbeiten gehören L’Essence de Mastenbroek (2005-2012), The Unlimited Gardens (2013), Vanishing Staircase (2018).
Mehr Informationen: www.birtheleemeijer.nl