Stadt Nr. 7: Workum – das gemütlichste und größte Museum Frieslands
Die Hafen-, Handels- und Handwerksstadt Workum ist eine der jüngsten friesischen Elfstädte, doch angesichts der Dutzenden historischer Gebäude in ihrem langgestreckten Kern könnte man meinen, sie sei die älteste. Sie erhielt erst 1399 die Stadtrechte, während das nahe gelegene und viel kleinere Stavoren, ebenfalls eine Hafenstadt an der Zuiderzee, diese bereits 1118 erhielt.
Wie zwei andere Elfstädte, Hindeloopen und IJlst, war Workum nie eine echte Festung. Befestigungsanlagen in Form von Wällen und Bastionen, wie die kleinste Elfstedener Stadt Sloten, hat es nie gekannt. Aber Workum entwickelte sich zu einer bedeutenden Stadt mit dem dazugehörigen Reichtum, der auf dem Merk, dem zentralen und sehr schönen Marktplatz, It Súd und It Noard zu sehen ist. Sogar eine der berühmten Slipanlagen, die mehr als 300 Jahre alte Werft ‚De Hoop‘, ist erhalten geblieben. Dort werden noch immer Holzschiffe gebaut und restauriert, in der Nähe eines Stadthafens voller nautischer Traditionen.
Strontrace
Wer die Atmosphäre der friesisch-niederländischen Segelfrachtschifffahrt von vor ein bis zwei Jahrhunderten wirklich erleben möchte, sollte beim Start und Ziel der Strontrace dabei sein, die jährlich im Oktober in der Nähe der Werft stattfindet. Besuchen Sie die Website www.zeilvaartcollegeworkum.nl vhören Sie die aktuellen Termine. Die Strontrace ist eine Regatta, bei der klassische Segelschiffe mit getrocknetem Kuhmist an Bord teilnehmen. Sie segeln und dröhnen von Workum über Amsterdam nach Warmond in Südholland und wieder zurück. Der Wettbewerb erinnert an die Workumer Schiffer, die bis 1950 jedes Frühjahr, wenn die Bauern in Friesland ihre Ställe ausmisteten, 150 Tjalks und Klipper (mit 100 bis 160 Tonnen) mit stinkendem, nassem Kuhmist zu den kargen Dünensanden von Warmond, Hillegom und Lisse brachten. Dort, rund um den heutigen Themenpark De Keukenhof, ließ der Dung der friesischen Bauern und Workumer-Frachter die Zwiebelregion, das Land der niederländischen Tulpen, gedeihen.
Leben am und auf dem Meer
Handel und Schifffahrt brachten Workum ab dem 13. Jahrhundert Wohlstand, auch weil andere friesische Städte im Laufe der Jahrhunderte ihre offene Verbindung zum Meer verloren. Workum lag nicht direkt am Meer, hatte aber über den zwei Kilometer langen Einbaumkanal It Soal eine Verbindung zur Zuiderzee. Seit dem Bau des Afsluitdijk im Jahr 1932 heißt dieses Meer IJsselmeer. Im Landesinneren verfügte Workum über eine Verbindung zu den friesischen Seen, die wegen des Mangels an guten Landstraßen in Friesland einst sehr wichtig war.
Workum hatte einst eine große Fischereiflotte, wie auch die anderen Zuiderzeehäfen Lemmer und Makkum. Viele Workumer Fischer waren zwischen 1800 und 1900 auch im Aalhandel auf London aktiv, ebenso wie die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Heeg südlich von Sneek. Tausende von Tonnen friesischer Aale gingen nach England, aber um 1900 war Schluss damit. Im Jahr 1907 verkaufte der letzte Workumer Aalhändler sein Geschäft.
Gedempte vaart
Workum entstand an den gegrabenen Wasserstraßen Wymerts und Dolte. Die meisten der schönsten Häuser wurden an den Kais der Wymerts gebaut, wodurch die Stadt eine längliche Form erhielt. Im Jahr 1785 wurde der Wymerts zugeschüttet, und so entstanden die beiden wichtigsten Handwerks- und Einkaufsstraßen in einer Linie: It Noard und It Súd, friesisch für Nord und Süd. Die ältesten Gebäude, die also einst an einer Wasserstraße lagen, haben schöne prächtige Fassaden, Fassaden mit einer Geschichte. Auch nach 1800, als die Schifffahrt aufgrund der Verlandung des Hafens zurückging, ging es den Workumern gut. Davon zeugen die schönen Häuser aus dem 19. Jahrhundert, die auf It Súd gebaut wurden.
Workumer Töpferei
Im Museum Warkums Erfskip, das sich in der Waag an der Merk befindet, ist eine große Sammlung originaler Workumer-Töpferwaren der Töpferfabrik R.F. de Boer ausgestellt. Ende 2005 stellte der Töpfer Rintje Freerks de Boer die Herstellung dieser typischen, rotbraunen Töpferware mit Ringohrdekor ein. Er war der letzte Nachkomme einer Töpferfamilie, die seit etwa 1670 in Workum alle Arten von Gebrauchskeramik herstellte, darunter Abflussrohre, Blumentöpfe aus rotem Ziegelstein und Scherbenware. In Workum gibt es noch mehrere Töpferwerkstätten, unter anderem im und hinter dem Restaurant It Pottebakkershûs am Merk, wo Interessierte sehen können, wie die alten Techniken noch angewendet werden. Im Restaurant gibt es auch eine Ausstellung über Workumer Töpferwaren.
Jopie Huisman, der Rembrandt von Friesland
Ein „Muss“, wenn Sie in Workum sind: Besuchen Sie das Jopie Huisman Museum auf It Noard mit den Werken des Altmetall- und Kleiderhändlers und Künstlers Jopie Huisman, der im Jahr 2000 starb. Man muss kein Kunstkenner sein, um von den Werken und der bunten Lebensphilosophie des friesischen Autodidakten beeindruckt zu sein. Hätte Jopie vor 400 Jahren gelebt, wäre der weltberühmte Maler Rembrandt van Rijn zweifellos von seinen künstlerischen Leistungen fasziniert gewesen. Sie sind unglaublich! Und auch wer gar keine Kunst mag, sondern lieber eine saftige Schilderung eines Lebens inmitten von Unordnung und Natur, ungewöhnlichen Menschen und Kultur, wird von einem Besuch in seinem Museum mit großer Zufriedenheit zurückkehren. Das Kunsthaus sammelt, bewahrt und stellt Zeichnungen, Gemälde und Inspirationen des Malers aus, der von 1922 bis 2000 in Friesland lebte. Der Kunstbesitz bietet auch einen großzügigen Einblick in das spannende Leben des warmherzigen Malers, der sich an seine selbstgedrehte Zigarette, seinen Humor, seine Kunst, seine Musik, seine Lügengeschichten und die Possen seiner – oft berühmten – Freunde klammerte. Nehmen Sie sich Zeit, für ihn und für Workum, sonst werden Ihnen garantiert Augen und Ohren fehlen!